Nach zahlreichen Urlauben in Dänemark haben wir uns irgendwann die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoll wäre ein wenig Dänisch zu lernen. Der Respekt davor war relativ groß und irgendwie schien es auch ein bisschen verrückt zu sein: Dänisch lernen für den Urlaub. Für die paar Wochen im Jahr. Wir sprechen sehr gut Englisch und in den Touristenorten sowie in Süddänemark ist Deutsch auch relativ weit verbreitet. Den Stein ins Rollen hat letztendlich eine Situation in einer Bäckerei in Løkken gebracht. Dort kam ein deutscher Landsmann in die Bäckerei. Er wunderte sich anscheinend überhaupt nicht darüber, dass alle anderen im Verkaufsraum abseits des Verkaufstresens warteten. Wir hatte ja auch alle eine Nummer gezogen, so wie es in Dänemark üblich ist. Er ging einfach direkt nach vorne und bestellte. „10 gemischte Brötchen, davon zwei mit Mohn.“
Selten haben wir uns so sehr für jemand anderes geschämt. Abgesehen davon, dass es extrem unhöflich ist ein Gespräch ohne Begrüßung zu beginnen, war es noch unglaublicher zu erwarten, dass man mehrere hundert Kilometer nördlich der deutschen Grenze fließend Deutsch spricht. Die Verkäuferin war sichtlich verdutzt und sah sich genötigt es auf Deutsch mit dem Kunden zu versuchen. Wahrscheinlich hat dieser sich später am Frühstückstisch auch noch echauffiert, weil die nette Dame so schlechtes Deutsch gesprochen hat.
Für uns war dieses ein einschneidendes Erlebnis. Wir waren zwar nie so direkt, wenn wir irgendwo eine Frage hatten, aber wir wollten es einfach ab dem Moment besser machen. Also haben wir uns mit den verschiedenen Möglichkeiten die dänische Sprache zu lernen auseinander gesetzt. Ja, wir wollten Dänisch lernen für den Urlaub, auch wenn wir noch nicht wussten was uns erwarten würde.
Ein Sprachkurs in der Volkshochschule
Wer eine Sprache außerhalb der Schule unter Anleitung eines Lehrers lernen möchte, für den sind die lokalen Volkshochschulen eine gute Anlaufstelle. Dort engagieren sich Menschen und bringen unter anderem Dänisch bei. Als Nordlichter hatten wir auch keine Probleme einen Kurs zu finden. Bei uns in der Nähe wurden Kurse auf verschiedensten Sprachniveaus angeboten. Man konnte wählen zwischen einem Intensivkurs, der auch als Bildungsurlaub anerkannt wird, oder einem wöchentlichen Kurs. Die Wahl fiel auf Letzteres und so wurden einmal die Woche in einer Gruppe von 10 Schülern Dänisch gelernt. Leider haben nicht alle Kursteilnehmer das ganz so ernst genommen, weshalb es meisten nur gut die Hälfte der Schüler geschafft haben vorbereitet zum Unterricht zu erscheinen. Für unseren Lehrer war das die große Herausforderung, weil einige sehr gerne schnell vorankommen wollten und andere überhaupt keine Lust hatten mal eine der kleinen Hausaufgaben zu machen.
Als großen Vorteil bei dieser Lernmethode sehen wir das direkte Feedback zur Aussprache durch den Lehrer. Er kann schon früh die Weichen in die richtige Richtung stellen und dafür sorgen, dass auch für gesprochenes Dänisch ein Verständnis entsteht. Wir haben nämlich schnell gemerkt, dass zwischen dem Lesen, dem Sprechen und dem Verstehen von Dänisch teilweise große Unterschiede bestehen.
Online lernen wann man will
Sehr beliebt sind Onlinekurse*, die man dann, wann mal will, nutzen kann. In die gleiche Kategorie fällt Software zum Sprachelernen. Es gibt Angebote in vielen Preisklassen. Manche sind ein Abo-Modell und man zahlt für jeden Monat eine kleine Gebühr. Andere muss man nur ein einziges Mal bezahlen und kann sie dann unbegrenzt zum Dänisch lernen für den Urlaub verwenden. Großer Vorteil dieser Lernmethode ist aus unserer Sicht, dass man vollkommen unabhängig lernen kann. Die Lernzeiten sind anders als bei einem Sprachkurs nicht vorgegeben. Auch das Lerntempo kann man selber bestimmen. Mit Tablet oder Smartphone hat man alle Unterlagen, die man zum Dänisch lernen für den Urlaub benötigt, immer mit dabei.
Leider kann man bei dieser Lernmethode zwar sehr viel gesprochenes Dänisch hören. Ein Feedback zur eigenen Aussprache bleibt aber aus. Auch erfordert es eine gewisses Maß an Selbstdisziplin. Nur wer sich selber zum Lernen motivieren kann, der kommt langfristig voran. Größere Pausen, zum Beispiel wenn man gerade im Dänemarkurlaub ist, sind aber kein Problem.
Lernkarten und Lehrbücher
Den meisten mag diese Lernmethode total veraltet vorkommen. Dabei sind in den letzten Jahren viele neue Bücher erschienen, mit denen man das Abenteuer Sprache lernen angehen kann. Für uns selbst wäre das nichts, denn es wäre uns zu wenig Kontrolle. Und wir finden es auch eher umständlich nur dann lernen zu können, wenn man das Buch dabei hat. Um sich Texte anzuhören muss man auf den CD-Spieler zurückgreifen oder Audiodateien herunterladen. Lehrbücher haben aber weiterhin ihre Berechtigung und wir haben zwei Bücher entdeckt, welches wir für Menschen, die ihren Vokabelschatz bereichern wollen, sehr hilfreich finden. Auch Vokabelkarten können dabei helfen mehr und mehr Worte in dänischer Sprache zu lernen.
- Mahnke, Sven Chr. (Autor)
Unsere eigenen Erfahrungen: Dänisch lernen für den Urlaub
Als erstes haben wir es mit einem Kurs in der Volkshochschule versucht. Grund dafür waren gute Erfahrungen mit einem Englischkurs, der über den Arbeitgeber angeboten wurde. Das hat sehr dabei geholfen sicher in Gesprächen zu werden, weil man jede Woche 90 Minuten ausschließlich in Englisch gesprochen hat. Die Startvoraussetzungen waren aber aufgrund der Vorbildung aus der Schule und aus dem Beruf ganz andere als bei einem Neustart in Dänisch. Der Erfolg hängt nicht nur von der eigenen Motivation ab, sondern auch davon wie die Gruppe sich zusammen setzt. Kommen alle Teilnehmer regelmäßig? Trauen sich alle vor fremden Menschen zu sprechen? Kommt man mit dem Unterricht des Lehrers zurecht?
Die ersten Schritte auf diesem Weg zu machen waren rückblickend eine gute Idee. Hier wurde nämlich die Aussprache der dänischen Buchstaben sehr gut vermittelt und davon zehren wir noch heute. Leider wurde der Kurs bereits nach dem dritten Semester abgebrochen, weil sich nicht mehr genug Teilnehmer gefunden haben. Selbst ein Zusammenlegen mit einem anderen Kurs hat nicht für ausreichend Teilnehmer gesorgt. Es hat sich auch gezeigt, dass das Interesse der Kursteilnehmer total unterschiedlich war. Während ein Teilnehmer mit der Familie seiner dänischen Verlobten kommunizieren wollte, haben andere nach ein paar Urlauben in Dänemark gedacht man könnte es ja mal mit der Sprache versuchen. Sobald es schwieriger wurde, sank das Interesse rapide.
Es musste also im Selbststudium weitergehen. Da wir die größten Probleme mit der Aussprache und dem Verstehen von gesprochenem Dänisch hatten, war uns klar es kann kein Lehrbuch sein. Einen Kurs mit CDs fanden wir persönlich zu unflexibel und darum haben wir uns für einen Onlinekurs entschieden. Nach Sichtung verschiedener Angebote war uns klar, dass wir dafür kein Abo eingehen wollen. Wir waren realistisch genug, um uns einschätzen zu können. Den festen Termin in der Volkshochschule nimmt man war, weil die anderen ja sonst auf einen warten und man nur eine begrenzte Anzahl an Kursstunden gebucht hat. Eine verpasste Stunde kann man nicht nachholen. Wenn es nur darum geh sich selbst zu Hause hinzusetzen, dann findet man leider immer wieder Gründe sein Lernpensum mal eine Woche nicht zu schaffen.
Zum Glück gibt es aber auch Angebote gegen Einmalzahlung. Dadurch erhält man Zugriff und kann in seinem eigenen Lerntempo weiter arbeiten. Das war für uns ideal, weil wir unabhängig voneinander so viele dänische Vokabeln lernen konnten, wie wir das gerade wollten. Und wir können versprechen, dass es das ein oder andere Wort gibt, das nicht so leicht hängenbleibt. Dieses war dann immer wieder in den täglichen Vokabeln, bis es fester Bestandteil des Wortschatzes geworden ist. Wenn man gut drauf ist, dann lässt man sich einfach ein paar mehr neue Vokabeln beibringen. Wenn man wenig Zeit hat, dann kann man auch einfach nur das bisher gelernte wiederholen. Diese Flexibilität haben wir als sehr angenehm empfunden.
So reagieren die Dänen, wenn man es auf Dänisch probiert
Schon mit wenigen Worten haben wir in Dänemark tolle Erlebnisse gehabt. Es ist nämlich überhaupt nicht selbstverständlich, dass Urlauber die dänische Sprache lernen. Es sprechen einfach viel weniger Menschen weltweit dänische im Vergleich zu Spanisch, Englisch oder Chinesisch. Darum gibt es mit Ausnahme von Schleswig-Holstein auch keine Sprachangebote in den Schulen. Und auch dort handelt es sich um einzelne Angebote.
Fast ausnahmslos haben wir ein Lächeln erhalten, wenn wir in einem Supermarkt oder einem Restaurant nach der Begrüßung eine einfache Frage nachgeschoben haben. „Taler du engelsk eller tysk?“. Sprichst du Englisch oder Deutsch. Diese einfache Frage hat in vielen Kommunikationen eine Brücke gebaut, denn sie sendete viele Botschaften.
- Ich versuche mit dir in deiner Landessprache zu kommunizieren, spreche sie aber nicht so gut.
- Ich erwarte nicht, dass du Englisch oder Deutsch sprichst.
- Entscheide du doch bitte in welcher Sprache du dich wohler fühlst, ich passe mich an. Wir finden einen Weg.
Als Antwort hörten wir Sätze wie, „Ich spreche ein bisschen deutsch“, „du sprichst doch sehr gut dänisch“ oder „Englisch ist einfacher für mich“. Und in einem Fall flitze die ältere Dänin nach hinten und holte eine jüngere Kollegin, die mir sagte sie könne mir gerne weiterhelfen. In wirklich jedem Fall haben wir so aber eine Situation geschaffen, in der das Gespräch einen guten Start genommen hat. Das war besonders dann hilfreiche, wenn wir eine typische Touristenfrage stellen wollten.
Motivation die Sprache besser zu lernen
Die Freude der Dänen und das Gefühl in dieser als kompliziert geltenden Sprache etwas richtig gemacht zu haben, waren pure Motivation am Ball zu bleiben. Die Bestellung beim Bäcker oder an der Hot-Dog-Bude klappt inzwischen auch bei Nachfragen des Personals sehr gut. An die Aussprache gewöhnt man sich, vor allem wenn man im Radio oder TV dänische Wortfetzen aufschnappen kann. Das können wir nur empfehlen. Es gibt trotzdem viele Situationen, in denen wir auf Englisch ausweichen und höflich fragen, ob das ok sei. So würden wir zum Beispiel niemals riskieren etwas nicht richtig zu verstehen, wenn wir medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssten. Auch bei Problemen mit unserem Ferienhaus wäre Englisch wahrscheinlich immer noch die erste Wahl. Aber auch hier kann man eine Brücke bauen, wenn man das Gespräch auf Dänisch beginnt. Dann wird man nicht gleich in die Schublade des meckernden deutschen Urlaubers gesteckt, sondern als das wahrgenommen was wir sind. Fans und Freunde von Dänemark.